Archiv der Kategorie: Aspergillose

Pilzinfektion im Spital

Der medizinische Mykologe ist bei seiner Arbeit für eine Klinik immer an der Frage nach der möglichen Herkunft des Erregers, wie auch am zeitlichen Ablauf der Infektion interessiert. Eine rasche Klärung ist möglich wenn die Überwachung schon vor der Immunsuppression beginnt und nicht erst mit dem Verdacht auf Vorliegen einer Mykose.

Von besonderem Interesse ist dabei die Biotopforschung d.h. die Frage um die Ökologie des Erregers. Bei Aspergillen ist es vorwiegend pflanzliches Material, wie Pflanzen, Humus, Kompost, Erde von Topfpflanzen, Lebensmittel. Aber auch der Aspergillose-Patient unt kontaminierte Gerätschaften können Infektionsquelle sein.


Hier sehen Sie welkende Blütenblätter im Anfangsstadium der natürlichen Kompostierung durch Fadenpilze. Verschieden Aspergillus-Arten


Und hier eine Reinkultur von Aspergillus fumigatus aus Topferde. Bei Kompostierungsstadien kann die Pilzflora bis zu 80% aus Aspergillus bestehen.

Solche Pilz-Entwicklungen können auch in Spitälern entstehen. Meist liegt die Ursache in der falschen Innen- und Aussenarchitektur.
In Krankenzimmern, Fluren, Aufenthaltsräumen und Feuchträumen von Böden, Wänden, Entlüftungsanlagen, Liftschächten können solche Keimbildungen entstehen.

Diagnostik, Therapie und Spontanheilung

Aufgrund einer Beobachtung bei Ausheilungen von Fällen invasiver Aspergillose unter der Kombinationstherapie mit Ancotil (Medikament) stellt sich die Frage, inwieweit z.B. die fehlende Eiweissbindung vom Medikament (5-Flucytosin) gerade im Stadium der Thrombosierung und Infarzeriung zum Tragen kommen kann.

Besonders eindrucksvoll ist, wenn eine zunächst unerkannt gebliebene invasive Apsergillose mit der Remission spontan abheilen konnte. Beispielhaft war bei einem Herztransplantierten nach herabsetzen der Immunsuppression und Vorliegen einer noch nicht bekannten aerogenen invasiven Apsergillus-Infektion die reaktive Demarkierung eines A. fumigatus-Herdes im Gehrin, gekoppelt mit einem spontanen Absterben des Erregers, was erst durch die Biopsie intra-operationem mikroskopisch und kulturell gesichert werden konnte.

Ebenso eindrucksvoll war bei einem Leukämie-Patienten im Stadium der Remission die spontane Heilung eines Nasenschleimhautgeschwürs durch A. flavus mit Konidienbildung, was erst retrospektiv anhand früherer histologischer und laufender kultureller und serologischer Befunde geklärt werden konnte.

Solche Beobachtungen und Erkenntnisse können nur aus täglicher, kritischer mykologisch-diagnostischer und -epidemiologischer Überwachung von Risikopatienten resultieren.

Neben dem pathohistologischen Erregernachweis ist immer das kulturelle Ergebnis (siehe Bild oben) von Identifizierung des Erregers, gegebenenfalls mit interessierenden stammspezifischen Eigenschaften.
Auch Fragen zur Koexistenz von Pilzen und Bakterien sind bei einem kritischen Vergleich in Befunden klärbar. Falls einige Bakterien beseitigt werden, kann das für ein Aspergillus-Wachstum förderlich sein oder ein Bakterienwachstum kann den Aspergillus-Nachweis erschweren, gegebenfalls sogar ein mykotisches Geschehen unterdrücken.

Aspergillus

Invasive Aspergillose

Die Ursache der hohen Mortalität bei der invasiven – d.h. gewebsdestruktiven Aspergillose – liegt sicher darin, dass diese mykotische (Pilzerkrankung) Komplikation bei stärkster Immunsuppression oder Neutropenie in kürzester Zeit (ca. 3-7 Tage) ablaufen kann.

Immunssuppression bedeutet das körpereigene Immunsystem unterdrückt wird. Dies kann durch Stress, eine Erkrankung oder durch eine Infektion verursacht werden.

Neutreopenie: Abhnahme von weissen Blutkörperchen bwz Antikörper

Die inhalierte Aspergillus Konidie keimt, wo sie in Lunge und Atemwegen zu liegen kommt.

AspergillusHier sehen Sie auf der Abbildung Konidienträger von Aspergillus fumigatus ca. 1 1/2 Tage alt. Die an die Luft abgegebenen Konidien (Pfeile) sind 2-3 Mikrometer gross, d.h. es ist inhalationsfähig.

Nachdem es in den Atemwegen liegen kommt, keimt aus und verwandelt sich entweder zu einer drusenähnlichen, sporonlosen Kolonie mit proteolytischer AKtivität oder das Myzel invadiert direkt im Diffusionsbereich seiner Enzyme (z.B. Proteasen) und Stoffwechselprodukte.
Der bevorzugte Befall von Blutgefässen führt bei der Aspergillose wie bei der Mucormykose zu Thrombosierung, Embolisation, Infarzierung und Nekrotisierung, was zwangsläufig das Erreichen ausreichender Medikamentenkonzentration am Infektionsort erschwert.

Hier oben sehen Sie ein Nativpräparat vom Trachelsekret eines stark immunsupprimierten Patienten bei invasiver Lungenaspergillose und akutem Nierenversagen. Beachte die drüsenähnlichen Kolonien, je aus einer inhalierten Konidie entstanden.

Als vergleich sind diese Probleme bei der Kryptokokkose nicht gegeben, da deren hämatogene Streeung nach Beobachtungen der Pathologen Grosse und Schnoy nicht mit Thrombosierung und Infarzierung gekoppelt ist. Es ist deshalb verständlich, dass ein pilzspezifischer Befall eines Blutgefässes oder Gefässnetzes zu einer falschen Bewertung der Wirksamkeit eines Antimykotiums führen kann.

Pilze im Ökosystem und Immundefekte

Der biologischen Bedeutung der Pilze im Ökosystem wurde bisher nur wenig beachtet im Vergleich zu Bakterien oder Viren. Der Fokus war in den letzten Jahren eher auf Keime und Viren gerichtet. Erst als Immundefekte sich vermehrt haben und man keine deutliche Verbindung zu den herkömmlichen „Krankheitserreger“ finden konnte, schwappte das Interesse langsam aber stetig zu den verschiedenen Pilzinfektionen.

So wurde die invasive Aspergillose zu einer der häufigsten infektiösen Komplikationen nach Coronavirus-Erkrankung oder auch nach Organtransplantationen. Jedenfalls überall dort wo das Immunsystem beachtlich geschwächt ist.

Neuerdings gibt es auch Meldungen im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus Sars-Cov2. Dass einige sogenannten Schutzkonzepte die Pilz Entwicklung fördern.

Die Cryptococcose andererseits ist die häufigste systemisch verlaufende Pilzinfektion des erworbenen Immunmangelsyndroms bei HIV Infektion.

Fortschritte in Diagnostik und Therapie invasiver Mykosen (Pilzkrankheiten) setzen das Verständnis pilzspezifisch pathogenetischer Zusammenhänge voraus. Dass auf aspergillose.ch gezeigte Situationen behandelt entsprechende pathologisch-anatomische, histologische und feinstrukturelle Befunde auf der Basis biochemischer und immunologischer Abläufe bei solchen Pilzinfektionen.

Eindrucksvoll wird gezeigt, dass bestimmte enzymatische Aktivitäten des Pilzes im invadierten Gewebe eine wirkungsvolle Therapie behindern können. Dies gilt zum Beispiel für Mikroinfarzierungen mit Durchblutungsstörungen, wie sie für die invasive Aspergillose typische sind und welche ausreichende Wirkspiegel des Medikamentes am Infektionsort verhindern können.

Daraus resultierende, unter Umständen fehlgedeutete, unbefriedigende klinische Behandlungsergebnisse machen deutlich, dass zwangsläufig der Prophylaxe eine wichtige Bedeutung zukommt.

Mit dem Begriff „Prophylaxe“ verbinden sich in diesem Zusammenhang drei grundsätzlich verschiedene Intentionen:

die vom Mykologen geforderte Pilzsporenfreiheit der Raumluft
eine lückenlose mykologisch-diagnostische Überwachung des Patienten im gefährlichen Stadium der Leukopenie und Immunsuppression
eine medikamentöse antimykotische Prophylaxe